Diana Gichengo ist die nationale Koordinatorin des Institute for Social Accountability in Kenia (TISA), einem Preisträger des Mozilla IRL Fund. Wir sprachen mit ihr über die neue App von TISA, die den Kenianern hilft, mit ihrer Regierung in Kontakt zu treten und Vertreter zur Verantwortung zu ziehen
Diana Gichengo während eines Auftritts im Jahr 2023 auf Citizen TV Kenia.
Diana Gichengo während eines Auftritts im Jahr 2023 auf Citizen TV Kenia.
  • Kenia hat mit einer rekordverdächtigen Staatsverschuldung zu kämpfen, die nach Ansicht von Regierungskritikern teilweise auf Misswirtschaft und Korruption zurückzuführen ist

  • Bei den Parlamentswahlen 2017 und 2022 trugen Desinformationen und Hetzreden im Internet zu wahlbezogener Gewalt und Instabilität nach den Wahlen bei.

  • TISAs mobile App Jihusishe („sich einmischen“) bietet einen einfachen Zugang zu Regierungsdaten und -nachrichten und enthält eine Meldefunktion, mit der die Bürgerinnen und Bürger Vertreter direkt und anonym um Hilfe zu jedem zivilen Vorfall oder Thema bitten können

Das Problem

Die kenianische Staatsverschuldung stieg bis 2023 auf eine Rekordsumme von 10,1 Billionen Schilling (70,75 Mrd. USD) und überschritt damit die nationale Schuldenobergrenze. Vertreter des Finanzministeriums führen die in die Höhe schießende Verschuldung unter anderem auf Wechselkurs- und Zinsschwankungen bei der Rückzahlung von Krediten sowie auf die Inflation zurück, doch Kritiker verweisen auf jahrelange Korruption und finanzielle Misswirtschaft in der Regierung, die sich über mehrere politische Regierungen erstreckten. Darüber hinaus sind die Kenianer von einer Reihe von Gewalttaten im Zusammenhang mit den Wahlen gezeichnet: 1.200 Menschen wurden nach den Parlamentswahlen 2007 getötet, und mehr als 100 starben bei Zusammenstößen im Jahr 2017. Die Parlamentswahlen 2017 und 2022 wurden auch durch die Verbreitung von Desinformationen im Internet beeinträchtigt, von denen einige die tief verwurzelten ethnischen Spannungen ausnutzten und verschärften.

Viele Kenianer haben Schwierigkeiten, an grundlegende, genaue Daten über ihre Regierung, nationale Institutionen und öffentliche Unterlagen heranzukommen, was zu größerer Wahlmüdigkeit und bürgerschaftlichem Desinteresse führt. So kann Desinformation gedeihen, und das ist die Inspiration für die TISA-Mobilanwendung Jihusishe.

Der Ansatz

TISAs mobile App Jihusishe befindet sich noch in der Entwicklung, aber die Nutzer können sowohl über Smartphones als auch über Webbrowser mit anderen verbundenen Geräten darauf zugreifen. Die App soll die Kommunikation zwischen Bürgern und Regierungsvertretern erleichtern, die Bürger miteinander verbinden und aktuelle, genaue Informationen über Regierungsprojekte, Gesetze, Strategien und Vorschläge bereitstellen. Mit Jihusishe können die Bürger Vorfälle oder Beschwerden melden und erhalten eine Tracking-ID, mit der sie ihre Fortschritte nachverfolgen können. Jihusishe kann den Menschen auch eine virtuelle und verbesserte Art von Baraza (oder Ratssitzung) bieten. Bei den traditionellen Baraza-Treffen handelt es sich um informelle, persönliche Zusammenkünfte, bei denen die Gemeindemitglieder die sie betreffenden Angelegenheiten besprechen, bei denen es jedoch oft an klaren Schritten fehlt, die den Menschen dabei helfen, ihre Anliegen den zuständigen Vertretern vorzutragen. Die Nutzung von Jihusishe ermöglicht es den Menschen, einige dieser Diskussionen online zu führen und bietet einen strukturierten Weg, um Anfragen und Beschwerden an die richtigen Stellen weiterzuleiten und einen direkten Kanal zwischen den Bürgern und den gewählten Verantwortlichen zu schaffen.

Die Jihusishe-App soll die Menschen mit den Informationen versorgen, die sie brauchen, um ihre gewählten Vertreter zur Verantwortung zu ziehen. „Sie soll die Menschen anleiten, was sie mit den gefundenen Informationen tun können, um die Regierungsführung zu verbessern“, sagte Projektkoordinatorin Diana Gichengo. TISA hat das SMS-System von Jiusishe bereits genutzt, um Einwegnachrichten zu versenden, die dazu beitragen sollten, potenzielle Gewalt während der allgemeinen Wahlen in Kenia 2017 einzudämmen, und sich an Menschen in Hochrisikogebieten wie den Bezirken Nakuru, Nandi und Kisumu richteten, wo die Spannungen überzukochen drohten.

TISA ist einer der ersten 13 Preisträger des „In Real Life“ (IRL) Fund von Mozilla, der gemeinnützige Organisationen in Afrika unterstützt, die sich für digitale und Menschenrechte einsetzen, sowohl online als auch offline - mit besonderem Schwerpunkt auf dem östlichen und südlichen Afrika. Dieser Fördermechanismus ist Teil des Africa Innovation Mradi, eines Programms, das Mozillas Rolle als Verwalter des offenen Webs nutzt, um Innovationen zu fördern, die auf die besonderen Bedürfnisse der Nutzer in afrikanischen Ländern ausgerichtet sind. Die Organisation verwendet die Mittel für die Einstellung neuer Support-Mitarbeiter, für neue Marketingkampagnen und -materialien sowie für die Cloud-Hosting-Dienste der App.

Wie sieht Erfolg aus?

„Wir wissen, dass unsere Arbeit getan ist, wenn die Bürgerinnen und Bürger eine effektive, einfach zu bedienende Anwendung haben, mit der sie sich mit den Verantwortlichen in Verbindung setzen, lernen und Informationen ohne Anstrengung austauschen können.“

Inspiration/Held

„Steve Jobs war ein kluger Geschäftsmann und Mitbegründer des vielleicht wichtigsten Technologieunternehmens der Welt. Er gehörte auch zu den Pionieren der PC-Revolution, da er die Regeln für technologische Geräte und die Art und Weise, wie Menschen sie nutzen, neu schrieb. Der Slogan ‚Think Different‘ inspiriert uns dazu, unsere Augen zu öffnen und die Weltpolitik zum Besseren zu verändern.“