Telegram

Telegram

Überprüft am: 8. September 2021

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Mozillas Meinung

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Abstimmungsergebnis: Ziemlich unheimlich

Telegram avancierte im Jahr 2021 zu einer der am häufigsten heruntergeladenen Apps der Welt und hat inzwischen über 500 Millionen aktive Nutzer*innen. Als 2020 die Pandemie ausbrach, übersprangen wir die Überprüfung von Telegram, weil die App zu der Zeit keine Gruppen-Videoanrufe anbot. Telegram fügte diese Funktion im August 2020 hinzu, weshalb wir die Überprüfung jetzt nachholen. Mit Funktionen wie geheimen Chats mit Selbstzerstörungsfunktion, der Möglichkeit, bis zu 200.000 Personen in einer Gruppe Nachrichten zu senden (was zur Gruppenchat-Hölle!?) und Kanälen mit einseitiger Nachrichtenübermittlung wurde Telegram zu einem Favoriten für Leute, die von WhatsApp abspringen wollten, als es Anfang 2021 seine Datenschutzbestimmungen änderte. Leider ist Telegram auch ein Favorit für Leute geworden, die Fehlinformationen, Hassreden, Kinderpornografie und gestohlene personenbezogene Daten verbreiten. Buh! Telegram lobt sich gern selbst als eine der privatesten und sichersten Chat-Apps an, die es gibt. Wir sind uns da nicht so sicher.

Was könnte passieren, wenn etwas schiefgeht?

Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht, wenn es um Telegram geht. Die gute Nachricht: Videoanrufe (und Sprachanrufe) sind von Anfang bis Ende verschlüsselt, was sie von Anfang bis Ende privat und sicher macht. Juhu! Die schlechte Nachricht: Textnachrichten und Dateien sind standardmäßig nicht Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Das bedeutet, dass diese Informationen unverschlüsselt auf den Telegram-Servern liegen, es sei denn, die Benutzer*innen verwenden die Telegram-Funktion „geheimer Chat“, die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung einsetzt, sodass diese Informationen für Lauscher zugänglich könnten. Auch wenn diese Messaging-App nach eigenen Angaben Sicherheit groß schreibt, bedeutet dies, dass sie möglicherweise nicht so sicher ist, wie die Nutzer*innen hoffen. Es sei denn, es werden zusätzliche Schritte unternommen. Telegram scheint auch ein Problem mit KI-Bots von Drittanbietern zu haben. Diese KI-Bots können coole Dinge tun, wie z. B. auf Nachrichten antworten und Erinnerungen planen. Sie können aber auch missbraucht werden und wurden schon für einige ziemlich schreckliche Dinge eingesetzt. So wie letztes Jahr, als ein KI-Bot missbräuchliche Deepfake-Nacktbilder von Frauen und Mädchen erstellte. Igitt! Und schlimmer noch: Forscher*innen behaupten, dass Telegram anfangs nicht sehr reaktionsschnell war, um diesen ekelhaften Bot zu stoppen. Doppelt igitt! Noch mehr schlechte Nachrichten: Telegram hatte schon einige ziemlich ernste Hacks und Sicherheitslücken. Im Jahr 2019 wurde berichtet, dass die Telefonnummern von Demonstrant*innen in Hongkong offengelegt und von den chinesischen Behörden überwacht wurden. Und es gab einen Hack der Sprachnachrichtenfunktion, von dem Berichten zufolge die Daten einiger brasilianischer Politiker*innen betroffen waren. Im Jahr 2020 gelang es iranischen Hacker*innen Berichten zufolge, die Sicherheitsvorkehrungen von Telegram zu umgehen, um gegnerische Hacker*innen auszuspionieren. Alles in allem scheint es, dass bei Telegram eine ganze Menge schiefgehen kann und auch schon schiefgegangen ist. In Verbindung mit der Verbreitung von Hassreden, Gewalt und Missbrauch auf der Plattform sind wir der Meinung, dass es bessere, auf Datenschutz und Sicherheit ausgerichtete Apps wie Signal und Threema gibt.

  • mobile

Kann es mich ausspionieren? Information

Kamera

Gerät: Nicht verfügbar

App: Ja

Mikrofon

Gerät: Nicht verfügbar

App: Ja

Verfolgt den Standort

Gerät: Nicht verfügbar

App: Ja

Was kann zur Registrierung verwendet werden?

Welche Daten sammelt das Unternehmen?

Wie nutzt das Unternehmen die Daten?

Das Unternehmen behauptet, keine Daten zu verkaufen und Daten nur für die Bereitstellung des wesentlichen Dienstes und der damit verbundenen Nutzererfahrung zu verwenden.

Wie können Sie Ihre Daten kontrollieren?

Nach Angaben von Telegram werden die von Ihnen zur Verfügung gestellten personenbezogenen Daten nur so lange gespeichert, wie es zur Erfüllung der Verpflichtungen im Zusammenhang mit der Bereitstellung der Dienste erforderlich ist. Das Löschen Ihres Kontos entfernt alle Nachrichten, Medien, Kontakte und alle anderen Daten, die Sie in der Telegram-Cloud speichern. Dieser Vorgang muss über Ihr Telegram-Konto bestätigt werden. Jede Partei kann sich dafür entscheiden, alle Nachrichten in Chats mit zwei Teilnehmern zu löschen, sowohl gesendete als auch empfangene, für beide Seiten und ohne Zeitlimit.

Wie ist das Unternehmen in der Vergangenheit mit den Daten über seine Verbraucher umgegangen?

Verbesserungsbedürftig

Im April 2020 wurde berichtet, dass geleakte personenbezogene Daten von 42 Millionen Nutzer*innen, hauptsächlich aus dem Iran, im Darknet entdeckt wurden. Zu den Daten gehörten unter anderem Benutzernamen und Telefonnummern. Im August 2019 stand Telegram im Mittelpunkt einer Kontroverse, weil Telefonnummern von Aktivist*innen in Hongkong preisgegeben wurden. Eine Woche später erklärte sich Telegram bereit, das Problem zu lösen, allerdings nur für die eine Region.

Kann dieses Produkt offline genutzt werden?

Nicht verfügbar

Die App kann offline für den Zugriff auf bereits heruntergeladene Dateien und Nachrichten genutzt werden. Um Daten auszutauschen, wird eine Internetverbindung benötigt.

Benutzerfreundliche Informationen zum Datenschutz?

Nein

Auch wenn die Informationen zum Datenschutz den Anschein erwecken, als seien sie in einer benutzerfreundlichen Sprache formuliert, so fehlt es ihnen doch an Transparenz in zahlreichen entscheidenden Punkten, wie z. B. der Speicherung von Metadaten, den Datenlösch- und Zugriffsrechten und den Details der Verschlüsselung, um nur einige zu nennen.

Links zu Datenschutzinformationen

Erfüllt dieses Produkt unsere Mindestsicherheitsstandards? Information

Ja

Verschlüsselung

Ja

Anrufe und Videoanrufe sind standardmäßig Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Nachrichten und Dateien sind auf Telegram nicht automatisch Ende-zu-Ende-verschlüsselt, können also auf dem Server von jedem eingesehen werden, der die Schlüssel hat (zum Beispiel von Telegram selbst). Telegram-Benutzer*innen können Ende-zu-Ende-verschlüsselte, selbstlöschende Chats aktivieren.

Sicheres Passwort

Nicht verfügbar

Stattdessen wird eine Autorisierung per SMS verwendet. Für Chats kann ein Passcode als zusätzliche Sicherheitsebene hinzugefügt werden.

Sicherheits-Updates

Ja

Der Dienst veröffentlicht regelmäßig Updates.

Umgang mit Schwachstellen

Ja

Telegram hat ein engagiertes Team, das einige bekannte Sicherheitslücken in der App beheben konnte, oft sogar zeitnah.

Datenschutzrichtlinie

Ja

Verwendet das Produkt KI? Information

Ja

Im Oktober 2020 leiteten die italienischen Datenschutzbehörden eine Untersuchung des Deepfake-Bots auf Telegram ein, der mehr als 100.000 missbräuchliche Bilder von Frauen, einschließlich minderjähriger Frauen, erstellt haben soll. Der Zugriff auf den Bot wurde auf Apples iOS eingeschränkt. Berichte aus Amerika, Südkorea und Israel haben ebenfalls detailliert beschrieben, wie Telegram im Laufe des Jahres 2020 für den Austausch missbräuchlicher Bilder genutzt wurde. Telegram hat sich nie öffentlich zu den verursachten Schäden geäußert, die durch den Telegram-Bot verursacht wurden, und auch nicht dazu, ob es den Betrieb des Bots weiterhin zulässt.

Ist diese KI nicht vertrauenswürdig?

Nicht zu bestimmen

Welche Entscheidungen trifft die KI über Sie oder für Sie?

Gibt das Unternehmen transparent an, wie die KI funktioniert?

Nein

Hat der Benutzer die Kontrolle über die KI-Funktionen?

Nicht zu bestimmen

*Datenschutz nicht inbegriffen

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